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DIE UNTERITALISCHEN DIALEKTE

di Theodor Mommsen (1817-1903)

Der Entdecker F. S. Cremonese von Agnone berichtet im Bullettino dell'Inst. 1848 p. 145 sq. folgendermassen über seinen Fund: Diese Inschrift stellt gravirt auf beiden Seilen einer etwa 9 Zoll (neap.) hohen und 5 Zoll breiten Bronze tafel. Am obern Theile derselben findet sich ein bronzener Griff, woran eine Kette hängt von drei schweren eisernen Ringen, oben mit einer Art eisernen Hakens versehen. Die Erhaltung ist vortrefflich, nur die 26ste Zeile ist etwas angegriffen vom Roste. Die Tafel wurde gefunden im März 1848 in der Tiefe von 9 Palmen, in der Mitte zwischen zwei quadratischen Steinmassen beim Graben eines Loches, um die Steine eines in der Nähe befindlichen Steinhaufens dorthinein zu werfen, in einem Distrikt auf der Grenze von Agnone und Capracotto, 3 Miglien von Agnone gegen Norden entfernt und etwa ebensoweit von Capracotto. Der Ort heisst Fönte del romito von einer Quelle dieses Namens, welche den Giessbach San Quirico bildet. Einige alle Kornelkirschenslämme (alberi di cerro) lassen vermulhen, dass vor Alters dort ein Kornelkirschenwald (un cerreto) sich befand. Fast in der Mitte der unteren Steinmasse befand sich eine kreisförmige Vertiefung, in welcher man den obenerwähnten Ilaken eingeschlagen fand, der ursprünglich wolil mit Blei befestigt war. Neben diesen Massen entdeckte man ein Mauerslück ebenfalls von bebauenen mit Kalk verbun denen Steinen, von etwa 6 Palmen Dicke. Es scheint die Mauer eines Tempels gewesen zu sein, in dessen Recinct die Bronzetafel aufgehängt war. Zugleich fanden sich ausser Ziegeln und allem Bauschutt drei Silber- und 15 Bronzemünzen. Von den Silbermünzen ward die eine gewiss consularische sofort ver kauft, die zweite ist der Denar der Familie Antestia mit dem Hund auf der Haupt seile, die dritte das kleine Silberslück mil Delphin, Weizen korn und Muschel und der Inschrift "fistluis". Unter den Kupfermünzen ist eine von Suessa mit dem Hahn, ein zerstörter Semis, der zu einem Uncialas gehört; die andern sind Kaisermünzen, vier von August, zwei von Tiber, eine von Germanicus, drei von Claudius, zwei zerstörte vön Kaiserinnen und eine von Nero. Ferner fanden sich zwei kleine Gelasse und ein Becher oder Schüssel von gebrannter Erde, die verloren gingen, ferner zwei thönerne Wasserröhren und fünfzig eiserne Nägel von verschiedener Grösse, darunter einige in der Mitte rechtwinklig gekrümmte. Auch soll sich eine kleine metallene Glocke gefunden haben, die Cremonese nicht zu Gesichte kam. Die Inschrift kam in die Hände des Eigenthümers dieses Grundstücks Giangregorio Falcone in Capracotto, bei dem Cremonese sie in Papier und Stanniol abdruckte und diese Abdrücke dem Institut einsandte.

  • T. Mommsen, Die unteritalischen Dialekte, Wigand, Leipzig 1850, pp. 129-130.

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